Montag, 2. Juli 2012

Archäologen finden weiteren Maya-Text mit Verweis 2012


La Corona (Guatemala) - US-Archäologen haben in der Grabungsstätte La Corona in Guatemala einen 1.300 Jahre alten Text der Maya entdeckt, der den bislang erst zweiten archäologischen Fund darstellt, der explizit den viel diskutierten Ablauf der sogenannten Langen Zählung des antiken Maya-Kalenders am 21. Dezember 2012 direkt benennt. Die Entdeckung wird schon jetzt als eine der wichtigsten Hieroglyphenfunde der vergangenen Jahrzehnte eingeordnet und wurde am gestrigen Donnerstag im Nationalpalast Guatemalas erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, wo die Archäologen jedoch der Interpretation des Maya-Kalenders als Countdown für den Weltuntergang erneut widersprachen."Dieser Text berichtet vielmehr über die antike politische Geschichte als über eine Prophezeiung", erläutert Marcello A Canuto, der Direktor des Middle American Research Institute an der Tulane University und seit 2008 einer der Direktoren der Grabungen auf La Corona.
"Im vergangenen Jahr ist uns aufgefallen, dass früher Grabräuber in einem bestimmten Gebäude einige verzierte Steine wohl deshalb übersehen hatten, weil sie schon zu stark verwittert erschienen, als dass man ihn noch hätte verkaufen können", erläutert Tomás Barrientos von der Universidad del Valle de Guatemala. Tatsächlich tragen jedoch gerade diese treppenförmig angeordneten Steine den längsten bislang in Guatemala gefundenen Maya-Text, der 200 Jahren antiker Geschichte in La Corona berichtet. Der Verweis auf 2012 findet sich dabei unter anderem innerhalb eines Berichts über einen königlichen Besuch des Maya-Herrschers Yuknoom Yich'aak K'ahk' von Calakmul im Jahre 696, der bislang als in einem Kampf anno 695 mit seinem Rivalen Tikal als getötet galt. "Es waren Zeiten großer politischer Unruhen in der Maya-Region", erläutert David Stuart, Direktor des Mesoamerica Center an der The University of Texas in Austin. "Dieser König hatte offenbar das Bedürfnis, sich auf einen größeren Zeitzyklus zu berufen, der 2012 endet." Statt also eine Prophezeiung darzustellen, handelt es sich, so die Forscher, um einen Verweis eines in Not geratenen Herrschers, der damit seine Regentschaft und seine Errungenschaften in einen größeren kosmologischen Kontext stellen wollte. "In Krisenzeiten nutzen die Maya ihren Kalender, um mit dessen langer Dauer für Kontinuität und Stabilität zu werben und nicht etwa, um damit eine Apokalypse vorherzusagen", so Canuto.

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