Donnerstag, 30. August 2012

Wer schuf die rätselhaften Kristallschädel ?

Der Dschungel dampft, Harrison Ford kämpft sich im Kinoabenteuer „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ durchs Unterholz. Seine Expedition nach Peru gilt einem der geheimnisvollsten Kunstwerke der Menschheit: Um kein Artefakt ranken sich so viele Mythen wie um die aus Bergkristall gefertigten Schädel. Wurden sie von Maya-Priestern für Todesflüche Verwendet. Brachten Außerirdische die Objekte zur Erde? Existieren weltweit genau 13 Stück, die zusammen den Weltuntergang verhindern können, wenn am 21. Dezember 2012 der Maya-Kalender endet?
So weit die Legenden. Die Wirklichkeit sieht nüchterner aus. Bislang gibt es keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis, dass die Kristallschädel aus dem Reich der Maya oder der Azteken stammen. Erst im 19. Jahrhunderts tauchen sie auf – wie aus dem nichts. Händler wie der Pariser Antiquar Eugene Boban (1834 – 1908) bringen sie in Umlauf. Ein Schädel, angeblich in Mexiko gefunden, landet im Britischen Museum in London.
Einen anderen verkauft Boban auf Umwegen an das Pariser Musee du quai Branly. Er ist kleiner, gröber und besteht aus trübem Quarz. Auch der britischer Schriftsteller Frederick Albert Mitchel-Hedges (1882 – 1959) will einen 5,3 Kilo schweres Exemplar bei seiner Expedition ins damalige Britisch-Honduras persönlich ausgegraben haben. Kultgegenstand oder Fälschung? Die Altersbestimmung mit der Radiokarbonmethode lässt darüber Rückschlüsse zu. Das Material ist zweifellos uralt – doch wann wurde es bearbeitet? 1996 startet das Britisch Museum eine aufwendige Untersuchung ihres umstrittenen Ausstellungsstücks. Rasterelektronenmikroskope entlarven: Der Kristallschädel weist Spuren moderner Schleifwerkzeuge auf. „Er kann nicht aus der Zeit der Azteken stammen“, fasst Museumsexpertin Margaret Sax die Ergebnisse zusammen. „Vermutlich wurde er in Europa in der zweiten Hälfte des 19, Jahrhunderts hergestellt.“ Auch das Pariser Exponat ist nachweislich eine Fälschung. 2008 findet das Forschungs- und Restaurationszentrum der französischen Museen (C2RMF) Hinweise, dass die Schleifarbeiten erst vor rund 150 Jahren stattfanden.
Eine Spur führt nach Deutschland – ins beschauliche Idar-Oberstein. Die Stadt im Hunsrück gilt als Metropole der Edelsteinschleifer. Hier wurden möglicherweise seinerzeit die Kultobjekte hergestellt, im Auftrag von Kunsthändlern, die am rapide Funde verdienen wollten. Für die Ausstellung „Schädelkult“ (noch bis 14, Oktober 2012 im Schloss Gottorf bei Schleswig) des Mannheimer Museums wurde ein Edelsteinschleifer aus Idar-Oberstein im vergangenen Jahr aktive. In 600 Arbeitsstunden schuf er einen vier Kilo schweren lebensgroßen Kristallschädel. Die Legende Lebt.

 Quelle: Hörzu Wissen 

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