Satellitenfotos von mysteriösen Strukturen in der Wüste Gobi in Nordchina
haben wilde Spekulationen ins Kraut schießen lassen: Haben
Außerirdische hier rätselhafte Zeichen hinterlassen? Sind es Spuren
verlorener Zivilisationen? Oder sind nur Hacker bei Google-Maps
eingedrungen und haben dem Internetkartendienst die Aufnahmen
untergeschoben?
Kalte Krieger
vermuteten sogar, dass Chinas Militär den Stadtplan von Washington
nachgebaut haben könnte, um Luftangriffe zu üben. Andere sehen in der
Wüstenzone westlich des Touristenorts Dunhuang eine Art Gegenstück zum
geheimnisvollen Sperrgebiet "Area 51" des US-Militärs in Nevada, wo
Verschwörungstheoretiker gerne Experimente mit extraterrestrischen
Lebensformen vermuten.
Science Fiction-Freunde erinnern spaßeshalber daran, dass
schon ihr Held Perry Rhodan
in besagter Wüste Gobi die Metropole "Galakto-City" gebaut
hatte, aus der sich die "Terrania" genannte Hauptstadt des "Solaren
Imperiums" und der "Liga Freier Terraner" entwickelte.
Doch das ist
eindeutig Fiktion. Das Rätselraten wird aber noch zusätzlich durch die
Nähe der Installationen zu dem chinesischen Raumfahrtbahnhof Jiuquan
(Provinz Gansu), dem "Jadetor-Pass" (Yumenguan) der Großen Mauer und dem
chinesischen Atomwaffentestgelände von Lop Nor angefacht.
Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt, besonders nachdem die
US-Website wired.com
vor einigen Tagen die Fotos neu auflegte. Dabei spielt keine
Rolle, dass die Bilder seit Jahren bekannt und längst im chinesischen
Internet diskutiert worden sind.
Muster dienen "ziemlich sicher" Kalibrierung von Spionagesatelliten
"Ich vermute, es sind geheime militärische Anlagen", schrieb
schon 2006 ein chinesischer Blogger wohl nicht ganz verkehrt über die
Fotos. Denn Jonathan Hill, Spezialist der Raumfahrteinrichtung für
Mars-Flüge an der Universität von Arizona, enthüllte jetzt der
US-Webseite "
Life's Little Mysteries
" (Die kleinen Geheimnisse des Lebens), dass die ominösen Muster
"ziemlich sicher" der Kalibrierung von Spionagesatelliten dienten.
Hill kennt sich
wohl mit so etwas aus. Er sei nicht nur für Bilder vom Mars, sondern
auch für Erdbeobachtungsinstrumente der Nasa zuständig, schreibt die
Webseite. Wie der Techniker erklärte, fokussieren die Kameras auf die
Netze, um sich auszurichten und orientieren zu können.
Eines der Raster sei etwa
ein- bis eineinhalb Kilometer groß, was auf eine eher schlechte
Auflösung der Kameras schließen lasse. Auch die USA nutzten laut Hill
solche Raster zur Ausrichtung von Spionagesatelliten. Ein Beispiel seien
die in den 60er Jahren gegen die Sowjetunion gerichteten
"Corona"-Aufklärungssatelliten, für die in Casa Grande in Arizona ein
solches Ziel gebaut worden sei.
Für eine andere,
ringförmige Formation in der Wüste, die manchen sogar an das
steinzeitliche Stonehenge in England erinnert, hat der US-Experte auch
eine Erklärung. Drei Kampfjets stehen in der Mitte der Wälle. "Das ist
ziemlich sicher ein Ziel für Radarinstrumente aus dem Weltall", sagte
Hill.
Großes, symmetrisches Netz gibt noch Rätsel auf
"Da eine
beträchtliche Menge des Radar die Unterschiede in der Bodenoberfläche
wiedergibt, haben sie wahrscheinlich Wege getestet, wie das Gebiet um
Flugzeuge "holprig" genug gemacht werden kann, damit die Flugzeuge zum
Teil versteckt sind." Die Versuche könnten auch Ergebnisse liefern, wie
verhüllte Objekte in anderen Ländern mit Radar aufgespürt werden
könnten.
Es gibt auch
noch ein rechteckiges Zielobjekt mit Quadern und Autowracks, wo
offensichtlich Schießübungen abgehalten worden waren. Und die
nachgezeichneten Landebahnen in der Nähe könnten ferner Übungsflügen
chinesischer Piloten gedient haben.
Ein großes,
symmetrisches Netz, das weiter nördlich zu sehen ist, gibt hingegen noch
Rätsel auf. Das Gitter, das wie ein langer Stadtplan von Manhattan
aussieht, ist nach widersprüchlichen Erklärungen vielleicht eine riesige
Antenne zur Wetterbeobachtung in der oberen Atmosphäre oder das
Überbleibsel systematischer geologischer Untersuchungen.
Chinesische Stellen üben sich derweil weiter in Schweigen.
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