Mittwoch, 4. April 2012

Warum liegt Manhattans Stadtplan in der Wüste Gobi?

Seltsame Muster in der Wüste Gobi haben weltweit Rätselraten ausgelöst. Spuren von außerirdischen Besuchern im Sand? Oder geheime chinesische Militäranlagen? 



Satellitenfotos von mysteriösen Strukturen in der Wüste Gobi in Nordchina haben wilde Spekulationen ins Kraut schießen lassen: Haben Außerirdische hier rätselhafte Zeichen hinterlassen? Sind es Spuren verlorener Zivilisationen? Oder sind nur Hacker bei Google-Maps eingedrungen und haben dem Internetkartendienst die Aufnahmen untergeschoben?

Kalte Krieger vermuteten sogar, dass Chinas Militär den Stadtplan von Washington nachgebaut haben könnte, um Luftangriffe zu üben. Andere sehen in der Wüstenzone westlich des Touristenorts Dunhuang eine Art Gegenstück zum geheimnisvollen Sperrgebiet "Area 51" des US-Militärs in Nevada, wo Verschwörungstheoretiker gerne Experimente mit extraterrestrischen Lebensformen vermuten.
Science Fiction-Freunde erinnern spaßeshalber daran, dass schon ihr Held Perry Rhodan in besagter Wüste Gobi die Metropole "Galakto-City" gebaut hatte, aus der sich die "Terrania" genannte Hauptstadt des "Solaren Imperiums" und der "Liga Freier Terraner" entwickelte.
Doch das ist eindeutig Fiktion. Das Rätselraten wird aber noch zusätzlich durch die Nähe der Installationen zu dem chinesischen Raumfahrtbahnhof Jiuquan (Provinz Gansu), dem "Jadetor-Pass" (Yumenguan) der Großen Mauer und dem chinesischen Atomwaffentestgelände von Lop Nor angefacht.
Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt, besonders nachdem die US-Website wired.com vor einigen Tagen die Fotos neu auflegte. Dabei spielt keine Rolle, dass die Bilder seit Jahren bekannt und längst im chinesischen Internet diskutiert worden sind.

Muster dienen "ziemlich sicher" Kalibrierung von Spionagesatelliten

"Ich vermute, es sind geheime militärische Anlagen", schrieb schon 2006 ein chinesischer Blogger wohl nicht ganz verkehrt über die Fotos. Denn Jonathan Hill, Spezialist der Raumfahrteinrichtung für Mars-Flüge an der Universität von Arizona, enthüllte jetzt der US-Webseite " Life's Little Mysteries " (Die kleinen Geheimnisse des Lebens), dass die ominösen Muster "ziemlich sicher" der Kalibrierung von Spionagesatelliten dienten.
Hill kennt sich wohl mit so etwas aus. Er sei nicht nur für Bilder vom Mars, sondern auch für Erdbeobachtungsinstrumente der Nasa zuständig, schreibt die Webseite. Wie der Techniker erklärte, fokussieren die Kameras auf die Netze, um sich auszurichten und orientieren zu können.
Eines der Raster sei etwa ein- bis eineinhalb Kilometer groß, was auf eine eher schlechte Auflösung der Kameras schließen lasse. Auch die USA nutzten laut Hill solche Raster zur Ausrichtung von Spionagesatelliten. Ein Beispiel seien die in den 60er Jahren gegen die Sowjetunion gerichteten "Corona"-Aufklärungssatelliten, für die in Casa Grande in Arizona ein solches Ziel gebaut worden sei.
Für eine andere, ringförmige Formation in der Wüste, die manchen sogar an das steinzeitliche Stonehenge in England erinnert, hat der US-Experte auch eine Erklärung. Drei Kampfjets stehen in der Mitte der Wälle. "Das ist ziemlich sicher ein Ziel für Radarinstrumente aus dem Weltall", sagte Hill.

Großes, symmetrisches Netz gibt noch Rätsel auf

"Da eine beträchtliche Menge des Radar die Unterschiede in der Bodenoberfläche wiedergibt, haben sie wahrscheinlich Wege getestet, wie das Gebiet um Flugzeuge "holprig" genug gemacht werden kann, damit die Flugzeuge zum Teil versteckt sind." Die Versuche könnten auch Ergebnisse liefern, wie verhüllte Objekte in anderen Ländern mit Radar aufgespürt werden könnten.
Es gibt auch noch ein rechteckiges Zielobjekt mit Quadern und Autowracks, wo offensichtlich Schießübungen abgehalten worden waren. Und die nachgezeichneten Landebahnen in der Nähe könnten ferner Übungsflügen chinesischer Piloten gedient haben.
Ein großes, symmetrisches Netz, das weiter nördlich zu sehen ist, gibt hingegen noch Rätsel auf. Das Gitter, das wie ein langer Stadtplan von Manhattan aussieht, ist nach widersprüchlichen Erklärungen vielleicht eine riesige Antenne zur Wetterbeobachtung in der oberen Atmosphäre oder das Überbleibsel systematischer geologischer Untersuchungen.
Chinesische Stellen üben sich derweil weiter in Schweigen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen