Eigentlich
wollte der Australier Al McGlashan Thun- und Schwertfische angeln.
Das Wesen, das dem erfahrenen Sportfischer und Fotografen stattdessen
begegnete, war etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Was auf
den ersten Blick wie ein Seemonster anmutete, entpuppte sich als der
tote Körper eines drei Meter langen Riesentintenfisches. Eine
seltene Ehre wurde McGlashan damit zuteil, da die Tiefseebewohner
höchst selten an die Meeresoberfläche gelangen.
Dann fraß ein Hai
das majestätische Tier - vor
McGlashans laufender
Kamera. Seit Jahrhunderten ranken sich zahlreiche
Mythen um die zehnarmigen Riesenkalmaren. In alten
Seefahrergeschichten tauchen die Tiefseebewohner als Schiffe
versenkende und Menschen verschlingende Meeresungeheuer auf. Die
Tiere werden im wahren Leben höchst selten gesichtet. Kein Wunder:
Die Kopffüßler leben in bis zu 1.000 Metern Tiefe. So war der
bekannte australische Sportangler und Fotograf Al McGlashan ziemlich
verblüfft, als der leblose Körper eines solchen Riesentintenfisches
auf sein Boot zutrieb.
McGlashan war vor der Südküste von New South
Wales, etwa 50 Kilometer vor der Bucht Jervis Bay, unterwegs. Während
seiner gesamten Zeit auf dem Wasser habe er so etwas noch nie
gesehen, sagte McGlashan dem Online-Portal „GrindTV“. Klar, dass
er die Überreste des Unterwasserriesen gleich fotografierte. Eines
der Bilder veröffentlichte McGlashan in der australischen
Tageszeitung „The Daily Telegraph“, für die er als Kolumnist
arbeitet. „Der Kalmar muss gestroben sein, kurz bevor wir ihn
fanden, da er noch nicht stank und seine Farben noch immer sehr
kräftig waren“, erklärte er gegenüber der Zeitung. Die Überreste
von Riesenkalmaren sind meist bereits verwest und damit übelriechend,
verfault und grauweiß, wenn sie an die Meeresoberfläche geschwemmt
werden. McGlashan hatte also doppeltes Glück mit seinem Fund. Die
Aufnahmen zeigen außerdem, dass der Körper des Tieres etwa drei
Meter lang ist und die meisten seiner Arme abgebissen wurden. Das
könnte während eines Kampfes mit einem Pottwal passiert sein, bei
dem der Riesentintenfisch starb. Kalmare dienen der Walart als Beute.
„Pottwale sind im Wasser viel größer, schwerer und schneller –
Riesenkalmare hingegen sind relativ langsam. Deshalb gewinnt
eigentlich immer der Wal“, so Mandy Reid vom „Australian Museum“
gegenüber dem „Daily Telegraph“. Nachdem der leblose
Riesenkalmar vor seinem Boot aufgetaucht war, begab sich McGlashan
sofort mit einer Unterwasserkamera in die Tiefe, um das Tier von
unten aufzunehmen. Dabei hielt er fest, wie sich nach dem Pottwal ein
vorbeischwimmender Blauhai an dem Rest des leckeren Happens bediente.
„Er haute seine Zähne in den Kalmaren und ließ sich nicht davon
stören, dass wir uns genau neben ihm befanden“, so McGlashan. „Mit
einem einzigen Bissen riss er riesige Stücke aus dem Tintenfisch.“
Für uns Menschen ist das Fleisch ungenießbar – für McGlashan
hätte es also sowieso kein leckeres Calamares-Gericht gegeben. „Sie
schmecken gar nicht gut, und ihr Fleisch riecht stark nach Ammoniak“,
so Reid vom „Australian Museum“ gegenüber der Zeitung. Der
Grund: Die chemische Verbindung Ammoniak ist im Muskelgewebe der
Kalmaren eingelagert, damit sie unter Wasser mehr Auftrieb erhalten.
Den Hai hat das offensichtlich nicht gestört.
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