Donnerstag, 18. Oktober 2012

Zeitreise für Außerirdische

Ein halbes Jahrhundert lang haben sich Science-fiction-Schreiber ausgemalt, dass man im Weltall auf Abkürzungswegen unvorstellbar große Entfernungen in kurzer Zeit zurücklegen könnte. Jetzt haben Astrophysiker Kip Thorne und seine Mitarbeiter am California Institute of Technology entdeckt, dass eine solche »Zeitreise« durch das Weltall zumindest in der Theorie durchaus möglich ist.


Der weltbekannte Physiker und Wissenschaftsautor Professor Paul Davies beschreibt hier, wie eine solche Reise gelingen könnte - und führt in diesem Bericht zugleich einige der allerneuesten physikalischen Konzepte vor Augen.
Wer an den englischen Schriftsteller H.G. Wells denkt, dem fällt wahrscheinlich sofort einer seiner berühmtesten Romane ein, erschienen im Jahr 1896: »Die Zeitmaschine«. Darin wird von einem Mann erzählt, der in die fernste Vergangenheit und Zukunft Ausflüge unternimmt, um die Geschichte und das Schicksal des Planeten Erde herauszufinden. Seit dieser Roman erschien, ist die Möglichkeit von Zeitreisen zum Evergreen der Science-fiction-Literatur geworden. In Großbritannien läuft seit beinahe ewigen Zeiten eine Fernsehserie namens »Dr. Who«. Die Titelfigur ist ein »Herr über die Zeit«. In der Zeitmaschine Tardis kann der Doktor nach Belieben in die Vergangenheit oder die Zukunft reisen, was er nicht selten in Begleitung einer attraktiven jungen Dame tut. Doch so populär die Zeitreise in der Unterhaltungsliteratur geworden ist - unter den Wissenschaftlern gab es bis vor kurzem nicht viele, die darin etwas Ernsthaftes sahen, etwas Wichtiges, etwas Realisierbares. Schon H.G. Wells hatte ja wenig detailliert über die physikalischen Prinzipien gesprochen, nach denen seine Zeitmaschine funktionieren sollte, wenn er auch immerhin - schon vor dem Mathematiker Hermann Minkowski - die Zeit als vierte Dimension behandelte. Als Albert Einstein 1905 seine Spezielle Relativitätstheorie publizierte (P.M. hat zum Thema Relativität in diesem Jahr eine siebenteilige Serie veröffentlicht), lieferte er einen ersten Hinweis, wie Zeitreisen verwirklicht werden könnten.
Kern der Relativitätstheorie ist ja die Aussage, daß die Zeit nicht absolut und universell ist, sondern »relativ« - abhängig vom Bewegungszustand des Beobachters. Das aber hat eine schwerwiegende Konsequenz: Zwei Beobachter, die sich in verschiedenen Bewegungszuständen befinden, werden zwischen zwei Ereignissen, die sie beide beobachten, unterschiedliche Zeitabstände feststellen.
Ich brauche hier nicht mehr auf das berühmte Zwillingsparadox einzugehen - in der erwähnten P.M.-Serie wurde es ja ausführlich behandelt. Hier nur soviel: Unternimmt ein Zwilling eine Weltraumexpedition, bei der er der Lichtgeschwindigkeit sehr nahekommt, dann werden für ihn im Raumschiff die Jahre immer länger und die Jahre, die auf der Erde vergehen, immer kürzer. Deshalb gibt es im Prinzip keinen Grund, warum ein solcher Astronaut nicht nach wenigen Jahren Reisedauer auf eine Erde zurückkehren könnte, auf der Tausende oder sogar Millionen Jahre vergangen sind.
Die Relativität macht also die eine Art von Zeitreise möglich - die Reise in die Zukunft. Und hier handelt es sich auch nicht mehr um eine bloße Möglichkeit. Atomuhren an Bord von Flugzeugen und Raumschiffen haben die winzigen Zeitdehnungen gemessen, die sich schon bei den vergleichsweise geringen Geschwindigkeiten dieser Maschinen ergeben. Subatomare Teilchen nähern sich häufig der Lichtgeschwindigkeit und sind dann starken Zeitverzerrungen unterworfen. Das hat zur Folge, daß sie während ihrer extrem kurzen Lebensdauer viel größere Entfernungen zurücklegen können, als es eigentlich der Fall sein dürfte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen