„Macht eine Lade aus Akazienholz,
zweieinhalb Ellen lang und anderthalb Ellen hoc. Überzieh sie innen
und außen mit purem Gold, und bring daran ringsherum eine Goldleiste
an!“ (Exodus 25, 10-11). So schildert die Bibel jenen
sagenumwobenen Kultgegenstand des Volkes Israel, in dem die
Steintafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt werden sollen. Von vier
Goldringen für die Tragestangen bis zur Verzierung durch geflügelte
Fabelwesen – alles ist exakt beschrieben. Die Bundeslade wird beim
Weg ins Land mitgeführt, Priester tragen sie vor die Tore Jerichos,
Salomon verwahrt sie in seinem Tempel. Die Gesetzestafeln besiegeln
den Bund mit Gott. Doch was geschah mit diesem Inbegriff göttlicher
Macht? Seit rund 2600 Jahren gilt das Heiligtum als verschollen.
Und
vermutlich genauso lange wird danach gesucht. Mysterienautoren wie
Graham Hancock vermuten, dass einst Tempelritter dem Geheimnis auf
die Spur kamen: Bei der Eroberung Jerusalems entdecken sie auf dem
Plateau, wo einst König Salomons Tempel stand, geheime Gänge und
unterirdische Tunnel. Fällt ihnen dabei auch die Bundeslade in die
Hände? Für solche Spekulationen fehlt jeder historisch und
archäologische Beweis. Heute kann niemand mehr auf den Tempel mehr
suchen, denn dort erheben sich Felsendom und al-Aqsa-Moschee,
Ausgraben sind streng verboten. Immer wieder sorgen Berichte über
den angeblichen Fund der Bundeslade für Schlagzeilen. So folgen
Hobbyforscher vagen Hinweisen der Bibel. Das 2. Buch der Makkabäer
(2,5) schildert, wie Prophet Jeremia zum jenem Berg kommt, auf den
einst Moses stieg, um das Gelobte Land zu sehen: „Dort fand Jeremia
eine Höhle wie ein Haus. Er trug das Zelt, die Lade und den
Rauchopferaltar hinein; dann verschloss er den Eingang.“ Der
Überlieferung nach handelt es sich um den Berg Nebo im heutigen
Jordanien. 1981 macht sich dort der US-Archäologe Tom Croster auf
die Suche – und findet die Bundeslade, Behauptet er. Doch seine
„Beweisfotos“ sind ebenso verschwommen wie seine Berichte über
die angebliche Entdeckung der Arche Noah. Eine andere Spur führt bis
nach Nord -ostafrika. Laut Mythen der äthiopischen Kirche stehlen
Salomons Sohn Melenik I. Und die Königin von Saba die Bundeslade –
und ersetzen sie durch eine Kopie. Das Original wird seit fast 3000
Jahren in der heiligen Stadt Aksum gehütet. Liegt einer der größten
Schätze der Juden und Christen wirklich in der dortigen Kirche St.
Maria von Zion oder einer unscheinbaren Kapelle? Niemand darf die
vermeintliche Bundeslade sehen. Nur Nachbildungen des in Äthiopien
Tabot genannten Schreins werden in Prozessionen durch die Straßen
getragen. Die mit Tüchern verhüllten Kisten haben allerdings wenig
Ähnlichkeit mit den Beschreibungen der Bibel. Trotzdem soll der
äthiopische Patriarch Abune Paulos vor drei Jahren in einem
Interview bestätigt haben „Ja, sie befindet sich bei uns. Ich habe
sie selber gesehen.“ Um alle Zweifel zu zerstreuen, könnte die
äthiopische Kirche ihren Schatz einfach zeigen. Was sie bislang
hartnäckig verweigert.
Quelle: Hörzu Wissen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen