Samstag, 17. Dezember 2011

Darkmoor


Wohl kaum ein Mythos ist so lebendig wie der von den Riesenkatzen Großbritanniens. Bereits seit den fünfziger Jahren kursieren Berichte vom Surrey-Puma, dem Fen-Tiger, den Bestien von Exmoor, von Bodmin Moor, von Basingstoke und von Bevendean, von Gloucester, von Brentwood, von Roslin, von Ongar, Burford und Castor, von Sydenham, von Bexley, von Barnet und Cricklewood, Bont, Banff und Gobowen. Es gibt Berichte über die Bucks-Bestie, den Pedmore-Panther, den Plumstead-Panther, den Löwen von Dartmoor, den Geparden von Shooters Hill und den Lindsey-Leoparden. Dazu kommen etliche Sichtungen von großen Katzen, die keinen besonderen Namen erhalten haben. Allein in den Jahren 2004 bis 2005 zählte die British Big Cats Society mehr als 2000 Berichte, die meisten von Katzen, die an einen Puma oder Leoparden erinnerten. Und nachdem in den Grafschaften Devon und Somerset nicht nur die Zahl der Sichtungen seit 1970 immer größer wurde, sondern Bauern den Verlust von Schafen beklagten, schickte die Regierung 1988 sogar Soldaten der Royal Marines ins dortige Exmoor. Einige der Scharfschützen sichteten ein katzenähnliches Tier. Erlegen konnten sie es aber nicht. Das Landwirtschaftsministerium erklärte daraufhin, es gebe keine Bestie von Exmoor.
Auch das Umweltministerium wollte die Existenz freilebender Raubkatzen nicht offiziell bestätigen. Wer auf diesen Film starrt und ganz fest dran glaubt, erkennt nach einer Weile das Beast of Banff. Alle anderen sehen ein schwarzes Hauskätzchen. Wie britische Zeitungen vor wenigen Tagen jedoch berichteten, haben auch Angestellte der britischen Behörde für Forstwirtschaft in den Wäldern von Gloucestershire in den vergangenen Jahren zweimal auffällig große Katzen beobachtet. Auf Anfrage eines Journalisten bestätigte die Behörde, dass ihren Mitarbeitern bei Erfassungen des Rotwildbestands im Forest of Dean in Gloucestershire 2002 in der Nähe der Siedlung Churchill bei Parkend und 2005 an den Hängen der Staple Edge ein ungewöhnliches Tier vor die Wärmebildkamera gelaufen war. Rob Guest, in beiden Fällen Augenzeuge, erklärte laut Independent, es habe sich um "große Katzen" gehandelt. Die sogenannten Big Britisch Cats sind demnach offenbar mehr als ein Mythos. Es ist nur noch immer nicht klar, was da durch die britische Natur streift, Schafe und Kaninchen jagt und Spaziergänger und Autofahrer erschreckt. Und wo kommen die Tiere her? Abgesehen von den Sichtungen gibt es wenig Belege für große Raubkatzen, die nicht nach Großbritannien gehören. Aber es gibt sie: So wurde 1980 bei Inverness ein Puma gefangen. Felicity, wie das Tier genannt wurde, war offensichtlich als Haustier gehalten worden und noch nicht lange in Freiheit, als sie einem Bauer in die Falle ging. Sie wurde die Attraktion des Highland Wildlife Parks in Kingussie. Mehrfach wurden Luchse gesehen, geschossen oder gefangen. Weitere Tiere, die erlegt oder eindeutig identifiziert wurden, sind Nebelmarder (Neofelis nebulosa) - Raubkatzen, die an Leoparden erinnern, aber kleiner sind - und asiatische Rohrkatzen (Felis chaus). Auch Abdrücke wurden als die großer Katzen identifiziert. Und schließlich wurden mehrere Raubkatzenschädel gefunden - die allerdings von eingeführten Trophäen stammten oder deren Herkunft noch ungeklärt ist. Darüber hinaus existieren etliche Fotos und Videos von verdächtigen Katzen. Die meisten lassen allerdings keine sichere Einschätzung der Größe der Tiere zu. Und viele Aufnahmen wurden als Fälschungen entlarvt. Doch einige Bilder scheinen tatsächlich relativ große Katzen zu zeigen. Und es gibt auch eine mögliche Erklärung, wo sie ursprünglich herkommen könnten. Bis 1976 war es in Großbritannien erlaubt, große Raubkatzen zu halten. Nach dem Verbot wurden einige der Tiere einfach ausgesetzt. Es gibt demnach große Raubkatzen in Großbritannien. Vieles spricht dafür, dass es sich vor allem um Luchse handelt, weniger um exotische, gefährliche Großkatzen. Und viele der angeblichen Leoparden und Pumas waren und sind vermutlich lediglich entlaufene Nebelmarder oder Rohrkatzen, deren Fell sich von dem der uns vertrauter Hauskatzen unterscheidet, sowie in Schottland Wildkatzen oder Mischformen zwischen wilden und domestizierten Tieren. Als solche gilt zum Beispiel die bis vor einigen Jahren noch unbekannte sogenannte Kellas-Katze. Ein Mythos dürfte aber sein, dass Pumas, Leoparden oder Löwen auf den britischen Inseln heimisch geworden sind und sich erfolgreich fortpflanzen - auch wenn angeblich mehrfach große Raubkatzen mit Jungtieren beobachtet wurden. Wo sind die Überreste solcher Tiere? Und warum gibt es keine wirklich überzeugenden Videos der Katzen? Selbst die besten Aufnahmen sind nicht eindeutig. Davon kann sich jeder im Internet überzeugen.

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